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DANIEL-buch Replik, ergänzt durch Noch-Z.J. "E. F."
Vorbemerkung: Ich konnte an E. F. telefonisch nur bruchstückhaft von den Argumenten Orazios zur Kritik an der Echtheit des Danielbuches erzählen.
Meine pers. Empfindungen in diesem friedlichen(!) Disput, bringen mich vergleichsweise zu einem ordentlichen Gericht, zu einem Indizienprozeß. Angeklagt der Autor Daniel, Delikt: Geschichtsfälschung
Der Staatsanwalt zitiert laufend historische Personen, die – wie Daniel – nicht als Zeugen vor Gericht geladen sind, weil längst verstorben. Die Argumente und Indizien des Verteidigers läßt der Staatsanwalt nicht gelten:
1. Die Bezugnahme Hesekiels auf Daniel wird mit dem Hinweis abgewiesen, weil dieser die Personen Daniel mit Noah und Hiob zusammen erwähnte, müßte dieser genannte Daniel ein Zeitgenosse von Noah/Hiob sein und nicht von Hesekiel ( ??)
2. Das Argument von Fachbüchern, das der "Danielfälscher" sich auf Unterlagen des echten Daniel stützte, läßt man auch nicht gelten.
3. Die Hinweise des Josephus, daß im 3. Jh. vor Chr. schon auf Daniels Prophetie verwiesen wurde, wird mit der historischen Unzuverlässigkeit von Josephus abgewiesen.
4. Jesu Hinweis auf Daniel in Matth 24 wird in Zweifel gezogen, ob Jesus dies auch wirklich so sagte (??) "Richter Infolink" soll "urteilen" ; - )
Lieber Gerd,
herzlichen Dank für Deine Faxe und auch für die mündlichen Informationen; zu den Gedanken über Daniel möchte ich gern nur einige Bemerkungen anfügen.
Zuerst zum neuen Daniel-Buch der WTG; ob es eine stilistische Verbesserung des alten Buches ,Dein Wille geschehe auf Erden' darstellt; möchte ich nicht beurteilen; die vielen im alten Buch angeführten historischen Einzelheiten der Neuzeit sind sehr gerafft - aus verständlichen Gründen, nachdem der kommunistische Nordkönig nicht im Sinne der WTG mitgespielt hat und einfach ,abgetreten' ist. Dabei wurde noch auf Seite 300 des alten Buches ganz positiv angekündigt: ,Jehovas Engel sagte voraus, daß von Seiten des kommunistischen Königs des Nordens weitere Aggressionen folgen werden, ehe sein Ende in Harmagedon kommt'. Kein Wunder, wenn die Ära der Prophetie vorbei zu sein scheint und die Zeit der Verwaltung gekommen ist, wie dein Partner meint. Ich denke, daß unter der Hand, so in privaten Gesprächen unter Zeugen, und auch angeregt durch das Schüren der Naherwartung durch die Publikationen der WTG, immer noch tüchtig ,prophezeit' wird; aber da das ,Orakel von Brooklyn', Fred Franz, gestorben ist, muß man abwarten, wer sich den ,Prophetenmantel' anziehen wird. Dazu darf man ja nicht vergessen, daß die ,Ära der Prophetie' im wesentIichen doch aus ,Falschprophetie' bestanden hat Es sind in dem neuen Daniel-Buch auch mehr Änderungen enthalten als nur das Verschwinden des Nordkönigs; so wird zum Beispiel das ,Aufstehen Michaels' in Daniel 12:1 von 1914 (altes Buch) auf Harmagedon verlegt; ferner werden die in Daniel 8:13-14 genannten 300 Tage in ihrer Erfüllung vom Mai 1926 bis Oktober 1932 nach dem alten Buch jetzt auf die Zeit vom Juni 1938 bis Oktober 1944 verlegt; am 2. Oktober 1944 wurde lt. neuem Daniel-Buch die Satzung der WTG geändert, ein Ereignis, das wohl schon die Sendung eines Engels zur prophetischen Ankündigung rechtfertigt! Das sind nur die wesentlichsten Dinge, die geändert wurden, im Detail ergeben sich bei einem Vergleich mit dem alten Buch noch mehrere interessante ,neue Lichtstrahlen'.
Doch nun zur allgemeinen Betrachtung der historischen Zuverlässigkeit und der Glaubwürdigkeit des Buches Daniel; auch mir sind auseinanderklaffende Beurteilungen durch Akademiker verschiedener Fakultäten bekannt; aber gerade diese Unterschiede machen eine kritische Untersuchung der jeweiligen Argumente erforderlich. Das haben nun andere auf viel kompetentere und tiefergehende Weise getan als ich es zu tun vermöchte (siehe Beilage); es zeigt sich jedoch, daß gerade Historiker und Archäologen (und auch zahlreiche Theologen des nichtdeutschen Sprachraums) sich darüber sehr viel positiver äußern gerade in der Gegenwart wieder - als im vergangenen Jahrhundert. Von einer Unkenntnis neubabylonischer und medopersischer Geschichte im Buche Daniel ist da keine Rede mehr. allerdings muß man berücksichtigen, daß das Buch Daniel kein neubabylonisches , Geschichtswerk sein will, sondern eine Botschaft an Daniels Volk. Aber dennoch zeigen die Angaben, die Geschichte, Sitten und Bräuche von damals betreffen, genaueste Kenntnisse des Verfassers. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, daß sehr viele ihren Standpunkt in der Beurteilung wählen nach ihrem inneren Wunsch (der Wunsch als Vater des Gedankens), wobei ich für mich zugeben muß, daß mir die Argumente der Verteidiger des Buches Daniel fundierter wirken.
Ich habe auch den Eindruck, daß man dem Buch in einer unfairen Weise gegenübertritt. Es wird immer gesagt, man solle einer Bibelhandschrift des Altertum gegenübertreten wie einer anderen Schrift aus jener Zeit. Dem kann ich nur zustimmen. Doch wie ist bei einigen - nicht bei allen - die Ausgangsbasis?
Wenn zum Beispiel ein Thukydides in seiner ,Geschichte des Poloponnesischen Krieges' davon berichtet, daß der griechische Feldherr Themistokles vom Perserkönig Artaxerxes aufgenommen wurde, nachdem dieser erst kürzlich König geworden war, dann wird diese Aussage erst einmal anerkannt, bis etwaige andere begründete Beweise, sie als unzutreffend erweisen; ähnlich geht man vor bei Schriften des Cäsar - obwohl man weiß, daß dieser die Neigung hatte, sich etwas ,herauszustellen' - und selbst bei den Inschriften der Ägypter, deren Selbstlob bekannt ist; man anerkennt erst einmal den Anspruch eines Buches oder einer Inschrift und korrigiert beim Vorliegen echter Beweise!
Bei der Bibel scheint mir die Vorgehensweise oft umgekehrt; man bezweifelt ihre Aussagen, bis sie außerbiblisch bestätigt werden; das war bezüglich der Existenz selbst eines Pilatus oder eines Belsazar so, und Jesu Worte werden hinsichtlich ihrer Echtheit so zerpflückt, daß sich selbst die Kritiker nicht mehr einigen können, welche Worte denn jetzt wirklich von ihm sind oder nicht. Eine solche Verfahrensweise scheint mir nicht mehr objektiv, schon gar nicht wissenschaftlich. Ist hier nicht auch die vorgefaßte Meinung die Leitschnur?
Für die Datierung des Buches Daniel erscheint mir bei den ,Spätdatierern', die eine Niederschrift vor dem 3.Jahrhundert als unmöglich und nicht nachweisbar halten - welches letztere dann auch für viele andere Bibelbücher gelten würde -, ein Argument entscheidend zu sein, das schon als das maßgebende bei dem ,alten Porphyrius' (zirka 304 nach Christus) zu finden ist: ,Prophetie kann es nicht geben! Ein Buch muß n a c h den darin geschilderten Ereignissen geschrieben worden sein!' Dieses gleiche Argument lebte besonders in der Aufklärung wieder auf und hat sich bis heute in den Kreisen vieler Kritiker gehalten. Wenn ich eine derartige Aussage als
Voraussetzung annehme - also die Abweisung jeglicher göttlichen Fähigkeit, Dinge durch Menschen im Voraus ankündigen zu lassen -, dann ist die Spätdatierung zwingend. Ich beweise hier aber durch eine Voraussetzung, was ich eigentlich beweisen soll: weil es keine Prophetie gibt, kann das Buch Daniel nicht vor dem dritten Jahrhundert vor Christus geschrieben worden sein; und weil es demnach nicht früher geschrieben worden ist, kann es keine echte Prophetie enthalten! Ein klassischer Zirkelschluß - aber kein überzeugender Beweis!
Dabei sollte man nicht vergessen, daß ein Hesekiel in seinen Worten an sein Volk und zu seiner Zeit - er war ein Zeitgenosse Daniels - diesen Daniel in seinem Buch, Kapitel 14, mehrfach erwähnt und dabei offensichtlich von der Voraussetzung ausgeht, daß er den Lesern oder Hörern bekannt war.
Für mich als Christen ist jedoch noch etwas anderes mit entscheidend: die Stellungnahme Jesu Christi in dieser Frage. Daß er Daniel als Propheten anerkannte und seine Lektüre den Jüngern empfahl, ist bekannt Es gibt nun zwei Erklärungsversuche, um diese Stellungnahme Jesu zu entkräften:
1. Jesus hat es als Mensch seiner Zeit nicht besser gewußt als die Juden allgemein; er irrte sich.
2. Jesus wußte es besser, hat sich aber in die allgemeinen jüdischen Anschauungen gefügt,
Zu 1.: Wenn Jesus, der den Anspruch erhob, der Menschensohn, der Messias, der Sohn Gottes und der Erlöser zu sein, der vom Himmel herabgekommen war, von Gott gesandt, wenn dieser Jesus sich irrigen Auffassungen mangels besseren Wissens anschloß, dann waren alle seine Ansprüche falsch; er war nicht, was er zu sein vorgab, und hat für uns nicht die Bedeutung, die ihm gläubige Christen zu allen Zeiten zuschrieben;
Zu 2.: Jesu Leben zeichnete sich gerade dadurch aus, daß er sich den allgemeinen jüdischen und auch pharisäischen Anschauungen nicht opportunistisch anschloß; sein Wort war immer: ,ich aber sage Euch...'. Er war eigentlich fast immer auf Konfrontationskurs, weil er den eigentlichen Sinn des Gesetzes erfüllte, nicht seine oberflächlichen Formen; ein Mann, dem auch von anderen bestätigt wurde, daß er stets die Wahrheit lehrte, von dem gesagt wird, daß er die ,Wahrheit' ist, sollte sich hier falschen Anschauungen wider besseres Wissen gefügt haben? Ich könnte leichter dem Orakel von Delphi glauben als solch einer ,fundierten' Aussage!
Lieber Gerd, Du wirst in der Beilage eine ganze Reihe von Argumenten beider Seiten kennen lernen; in der Öffentlichkeit ist oft nur die eine Seite sehr lautstark zu hören; doch Stimmstärke und auch vermeintliche Fachautorität ersetzen keine Argumente. Man könnte hier an einen Vers denken, den ein Dichter aus unserer Region in ganz anderem Zusammenhang schrieb :
Die Bedeutung einer Sache
richtet sich nicht nach dem Krache,
dem Spektakel und Radau,
dem Gepolter und Klamau,
den sie von sich selber macht,
noch nach ihrer äußern Pracht,
sondern nach dem innern Wert,
wie das schon die Bibel lehrt.
Ich verstehe, daß man Neigungen zu einem Standpunkt haben kann; aber das sollte uns nicht hindern, bei der Wertung von Beweisen oder Aussagen sachlich zu bleiben und Wunschvorstellungen oder auch einleuchtende, aber unbewiesene Behauptungen außen vor zu lassen. Theorien darf man gern aufbauen; aber Theorien sind deshalb noch keine Wirklichkeiten, und was ich nicht für denkbar halte, muß deshalb noch nicht undenkbar sein.
Viele Grüße! E.F.
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Ich [Gerd] bekam viele Seitenkopien des Buches "Geschichte der Auslegung". Ein paar Zitate daraus:
"Besondere Beachtung fand das Danielbuch bei dem bekannten jüdischen Schriftstellers Flavius Josephus...Wie wichtig Daniel für Josephus war, ersieht man daraus, daß er ihm in seinen 'Jüdischen Altertümern' fast 100 Paragraphen widmet (Ant.X, 186-281)...Eindeutig ist für ihn, daß Daniel im 6. Jh. lebte, daß es sich um geschichtliche Berichte handelt, daß Daniel mit Gott sprach, daß er die Zukunft mit Genauigkeit voraussagte und daß er auf Gottes Anweisung schrieb. Der Verfasser des Buches ist also Daniel selbst. Weil das Buch so alt ist, konnte man es im Jahre 332 v. Chr. Alexander d. G. zeigen, als dieser bei seinem Eroberungszug durch Palästina kam A. habe sich selber als der 'König von Griechenland' nach Dan 8,21 erkannt – Ant.XI, 337"
Der erste Angriff auf die Echtheit des Buches erfolgte durch Porphyrius (gest. ca. 304 n. Chr.) er schrieb ein 15 Bücher umfassendes Werk 'Gegen die Christen'. Im 12. Buch behauptet er nun die "Danielfälschung". "Die entscheidende Überzeugung des Porphyrius ist die: das Zukünftige zu wissen ist unmöglich. Für P. gab es deshalb keine prophetische Enthüllung der Wege Gottes...Hieronymus hat sich dagegen zur Wehr gesetzt. Andererseits stimmen moderne christliche Ausleger dem Porphyrius ausdrücklich zu..."
Mit besten Empfehlungen! - Gerd
Vorbemerkung:
E.F. kann weiterhin [geschrieben vor ca. 10 Jahren!] erfolgreich etliche echt glaubende Zeugen Jehovas zum Nachdenken bringen. Und dies schon länderübergreifend.
Beim letzten Telefonat sprach er darüber, daß sich viele ZJ Gedanken über die neue "Leitende Körperschaft" machen. So soll Milton Henschel bei einem Gebet schon vom Zettel ablesen. Auch die meisten sind schon altersmäßig fortgeschritten, aber keiner kann sich als ein echter Bibelgelehrter zu erkennen geben. Das sollen also die Experten für die "geistige Speise" sein?
Das einzige Schlachtopfer
Im Folgendem sollen die Worte aus Hebräer 6:4-8 und Hebräer 10:26-29 beachtet werden. Sie lauten nach der Schlachter-Übersetzung, aus der auch alle späteren Zitate entnommen sind: ,Denn es ist unmöglich, die, welche einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes, dazu Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt haben, wenn sie dann abgefallen sind, wieder zu erneuern zur Buße, wahrend sie sich selbst den Sohn Gottes wiederum kreuzigen und zum Gespött machen! Denn ein Erdreich, welches den Regen trinkt, der sich öfters darüber ergießt und nützliches Gewächs hervorbringt denen, für die es bebaut wird, empfängt Segen von Gott; welches aber Dornen und Disteln trägt, ist untauglich und dem Fluche nahe, es wird zuletzt verbrannt. ........Denn wenn wir freiwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt für Sünden kein Opfer mehr übrig, sondern ein schreckliches Erwarten des Gerichts und Feuereifers, der die Widerspenstigen verzehren wird. Wenn jemand das Gesetz Moses mißachtet, muß er ohne Barmherzigkeit auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben, wieviel ärgerer Strafe, meinet ihr, wird derjenige schuldig erachtet werden, der den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, durch welches er geheiligt wurde, für gemein geachtet und den Geist der Gnade geschmäht hat?'
Diese Worte haben bei vielen Christen immer wieder Unruhe und innere Nöte hervorgerufen. Sie stehen auch mit unserer Heilsgewißheit in Christus in Verbindung. Was bedeuten in diesen Texten die Worte ,abgefallen' und ,freiwilliges Sündigen' (oder: 'willentlich sündigen')? Gewiß will ein Christ nicht Gottes Gnade und Güte mißbrauchen und willentlich sündigen (Galater 5:13; Römer 6:1-2; 1.Johannes 3:4-8; 5;18). Dennoch sind wir uns der schmerzlichen Tatsache bewußt, daß in unserem Fleische nichts Gutes wohnt (Römer 7:18), daß wir als Sünder den von Gottes Wort geschilderten Zustand, nicht zu sündigen, nicht erreichen können. Wer hat nicht schon gesündigt und dabei gewußt, daß sein Tun falsch, sündhaft war, und sein Herz, sein Gewissen hat ihn verurteilt (l.Johannes 3:l9~20)? Wer würde dann. im Lichte von Hebr 10:26 gesehen, gerettet? Wohl keiner! Selbst ein Paulus bekannte sein Unvermögen im Fleische (Römer 7:18~19), und Johannes anerkennt unser straucheln (l. Johannes 1:8, 2:2). Wird aber dann nicht jeder von den Worten des Hebräerbriefes verurteilt? Und wandelt sich unsere Glaubenszuversicht dadurch nicht in ein ,Vielleicht'? Gelten dann noch Jesu Worte für mich: ,...wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen -..... wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben .... niemand wird sie (die Schafe) aus meiner Hand reißen .... niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen (Johannes 6:37. , 9: 12 und 10:29,29)?
Laßt uns daher die beiden angeführten Texte des Hebräerbriefes in ihrem Zusammenhang untersuchen. Dabei ist es wichtig zu wissen, wann und an wen der Verfasser - wir unterstellen Paulus - den Brief geschrieben hat, und in welcher Situation sich die Briefempfänger befunden haben. Der Brief ist an hebräische Christen gerichtet, Menschen, die Christus angenommen, die sogar schon vieles im Namen Christi erlitten hatten; doch nun hatten sie zu resignieren begonnen; sie wurden in ihrer Haltung schwankend und wandten sich zurück zu den Dingen des jüdischen Kultes. Dieser war natürlich besonders für ehemalige Juden sehr beeindruckend mit seinem Tempel, den Opfern, den Priestern, den Festen usw. im Vergleich zu den einfachen Hauskirchen und Gottesdiensten der Christen. So dachten manche, zwar Christus nicht zu verwerfen, aber ihn dennoch mit den jüdischen Ritualen zu verbinden, also wieder Gesetzesvorschriften einzuführen, ein Problem, das für Judenchristen noch größer war als für Christen in den von Paulus gegründeten 'Heidenversammlungen'. Die hebräischen Christen mußten erneut daraufhin gewiesen werden, daß in Christus das g a n z e Gesetz erfüllt worden ist, daß damit der Neue Bund den Alten Bund ersetzte, ihm überlegen ist, und daß sie in der Gefahr standen, in die sichtbaren kultischen Formen des Alten Bundes zurückzufallen und im Glauben schwach zu werden; sie mußten wieder den Vorrang Jesu Christi ,Gehen lernen', ihn in ihr Bewußtsein bringen. Dabei ist eines der Schlüsselwörter das Wort ,besser', das nach der Bremer Biblischen Handkonkordanz. Ausgabe 1992, allein im Hebräerbrief 13 Mal erscheint, und zwar immer im Vergleich zu etwas Früherem, Schwächerem. Der Hebäerbrief enthält eine Reihe von Gegenüberstellungen von den guten, aber schwachen Dingen des Alten Bundes und den besseren Dingen des Neuen Bundes in Christus.
Den geschilderten Hintergrund müssen wir auch bei der Betrachtung von Hebr. 6:4-8 und 10:26-29 stets im Sinn behalten, die Absicht des Schreibers muß uns stets im Bewußtsein bleiben. Beginnen wir nun mit Hebräer Kapitel 6. Nachdem Paulus schon in Kapitel 1 wie mit einem PosaunenschaIl den Sohn Gottes in den Mittelpunkt seiner Ausführungen rückt und in der Folge das herausragende Priestertum Jesu nach der Weise Melchisedeks bespricht, zeigt er, daß die hebräischen Christen leider wieder die ,Milch des Wortes Gottes' benötigten, weil sie im Hören der tiefen Dinge des Neuen Bundes träge geworden waren. Dann fordert er sie auf, das Wort vom Anfang des Christus zu lassen und zur Vollkommenheit überzugehen. Was meint Paulus hier mit Vollkommenheit oder vollkommen (griechisch: teleios, teleiotäs, teleiosis und teleioo)? Scheint Paulus hier nicht von einem Übergehen oder Vorandrängen zu persönlicher Vollkommenheit und Hei1igkeit des einzelnen Christen zu sprechen? Nein! Paulus stellt hier die vollkommenen Dinge der christlichen Wirklichkeiten, des Neuen Bundes, den unvollkommenen Schatten des Alten Bundes gegenüber. Dazu einige Beispiele in diesem Zusammenhang, aus denen deutlich wird, worin die Vollkommenheit besteht, in der sie übergehen sollten: das Priestertum (7:11); gab es da Vollkommenheit? Nein! Also laßt uns zur Vollkommenheit übergehen, zu einem anderen Priestertum; das Gesetz (7: 19); hier war keine Vollkommenheit zu erreichen; also laßt uns zu einer besseren Hoffnung übergehen; der Hohepriester (7:28); mit Schwachheit behaftet, daher laßt uns zum Sohn übergehen; die Opfer (9:9 und 10: 1+ 14); sie konnten nichts vollkommen machen; laßt uns zu dem einzigen Opfer übergehen, das die, welche geheiligt werden, für immer vollendet; das Zelt (9:11); gab es etwa zwei christliche Zelte? Nein; das erste Zelt war das des Alten Bundes, das jetzige Zelt ist das vo11kommenere, nicht mit Händen gemachte, in das Christus einging, und zu dem wir übergehen sollen.
Die hier angeführten Gegensätze ,Anfangsgründe' , und ,Vollkommenheit' bestehen also nicht zwischen einem Christen in seinem glaubensmäßigen Anfangszustand und einem Christen in Reife, sondern zwischen einen System, das nichts vollkommen machen konnte, das wegen seiner Schwachheit und Wirkungslosigkeit hinweggetan, ja ersetzt werden mußte, und einer besseren Einrichtung, durch die wir Gott und seiner Gnade nahe gebracht werden. Die bessere Einrichtung anzunehmen bedeutet ein Übergehen zur geistlichen Wirklichkeit in Christus, zu Gottes Wirklichkeit. Alle die in diesen Texten erwähnten jüdischen Einrichtungen, so gut sie waren, mußten ersetzt werden durch etwas Besseres; das Bessere war nun da und hatte das Schwächere abgelöst, w wie der Sohn den Knecht (Moses) abgelöst hatte. Die Empfänger des Hebräerbriefes waren Leute, die aufgewachsen waren unter dem jüdischen System mit seinem verurteilenden Gesetz, seiner Priesterschaft, seinen Opfern und seinem Tempel. Sie hatten nun Christus angenommen; aber jetzt wichen sie wieder zum alten System zurück, pflegten nicht mehr Gemeinschaft mit Christen (10:25), sondern suchten Gemeinschaft im Judentum.
Warum war ein solches Zurückweichen so bedenklich, ja gefährlich? War denn das Gesetz nicht von Gott? Es gab doch eine ganze Anzahl von Einrichtungen und Lehren im Judentum, die gut waren (6:1-2); vieles war in den christlichen Glauben übergegangen. War es dann nicht vertretbar, zum Judentum zurückzukehren oder wenigstens einen Teil der jüdischen Formen wieder zu übernehmen? Nein! Christen sollen, ja müssen zu den von Gott jetzt gegebenen vollkommenen Einrichtungen übergehen, die zur vollkommenen Rettung in Christus führen.
Darum sagt Paulus: es ist unmöglich...zu erneuern zur Buße (6:4). Warum unmöglich?
Haben diese Christen die ,unvergebbare' Sünde begangen? Beachte bitte; Paulus spricht hier nicht vom ,Vergeben', sondern vom ,Erleuchten zur Buße' oder Sinnesänderung, das unmöglich wäre. Als sie erleuchtet worden waren in Verbindung mit den Gaben des Heiligen Geistes, die sie empfangen hatten, da hatten sie Buße getan, waren ,umgekehrt'. Nun waren sie vom Geist erleuchtete Christen, hatten all diese Dinge ,geschmeckt', kennengelernt, doch nun wandten sie sich zurück trotz dieses Wissens; womit also sollten sie noch erleuchtet werden?, Sie waren aus der Finsternis zum Licht gekommen, erleuchtet worden; nun wandten sie sich zurück; wie könnten sie ihren Sinn ändern, womit denn noch (wieder) erleuchtet werden zur Sinnesänderung? Es gibt kein anderes Licht! Ist das etwa so, weil Gott nicht mehr seine Hand ausstreckte? Nein, denn die Verse 7-8 zeigen, daß Gott ja weiterhin seinen ,Regen', seinen Heiligen Geist gewährte; aber welche Früchte bringen die hervor, welche die göttlichen Wirklichkeiten in Christus verlassen? Dornen und Disteln! (Das erinnert an 1.Mose 3:18). Wenn ihre Augen geöffnet, erleuchtet waren, und sie verwerfen Gottes Geist, indem sie seine Leitung ablehnen, wenn sie freiwillig ,nein' sagen zu Gottes besseren Dingen und zu den schwächeren zurückkehren, was könnte sie dann noch erleuchten und zur Buße führen? Das Größte und Letzte, was Gott sandte, waren Sein Sohn und Sein Heiliger Geist. Es ist eine der ernstesten Feststellungen, die man im Leben treffen kann, daß Menschen, die von Gott erleuchtet wurden, dennoch ,nein' sagen, sich abwenden und weggehen können.
Paulus wußte auch, was er tat, als er die Christen verfolgte; doch er war nicht ,erleuchtet' im Heiligen Geist (l.Timotheus 1:12-13); als ihm dieses Licht gegeben wurde, sagte er sofort ,ja' zu Christus und kehrte nicht wieder zu den schwachen und vorbildhaften Dingen zurück. Beachte also, daß der Brief und Text nicht von allgemein menschlichen Sünden sprechen, die im Glauben vergeben werden, sondern von der Tatsache, daß jemand ,erleuchtet' worden war und sich abwendet.
Doch wenden wir uns jetzt dem Vers 26 in Kapitel 10 zu. Hier sagt der Text: ...freiwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben... Ist hier ,Erkenntnis der Wahrheit' gleichzusetzen mit ,Rettung'? Von welcher Sünde spricht hier der Apostel? Von irgendeiner bewußten, freiwilligen, willentlichen Sünde? Sagt der Text: ...dann bleibt keine Vergebung? NEIN! Es heißt: ,so bleibt für Sünden kein Opfer mehr übrig' Andere Übersetzungen gebrauchen statt ,Opfer' den Ausdruck , Schlachtopfer'. Aber steht denn dieses Wort nicht im Gegensatz zu 1.Johannes 2:1, wo geschrieben steht:
,....wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten: und er ist das Sühnopfer für unsre Sünden, aber nicht nur für die unsren, sondern auch für die der ganzen Welt'?
Erinnern wir uns daran, daß das Wort ,Sünde' in der Bibel im Zusammenhang mit Christus manchmal in einer ganz bestimmten Weise angewandt wird; so wird in Johannes 16:8-9 von der großen Sünde gesprochen, die im Unglauben an den Sohn besteht; der gleiche Gedanke wird in Johannes 9:36-41 betont, daß Unglaube an die Person Jesu Sünde ist- auch im Hebräerbrief wird der Ausdruck Sünde entsprechend verwandt, denn das war ja gerade die Gefahr, in der diese Christen schwebten: nachdem im ganzen 11. Kapitel Beispiele des Glaubens angeführt wurden, fordert Paulus die hebräischen Christen in Kapitel 12:1-2 auf, die ,leicht umstrickende Sünde' - nämlich Mangel an Glauben an den Sohn Gottes - abzulegen und auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens zu blicken. So bezieht sich das Wort ,Sünde' hier auf den freiwilligen und bewußten Unglauben an den Sohn.
Zurück zu Hebräer 10:26. Wenn wir freiwillig sündigen ... wann geschieht das in diesem Sinne? Nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen hatten! Paulus konnte von sich selbst in seinem Brief an Timotheus sagen, daß er in Unkenntnis, im Unglauben gehandelt hatte; das konnten die hebräischen Christen nicht mehr. Sie kannten die Wahrheit des Evangeliums, alles was das Opfer des Sohnes befrifft das Opfer, das vollkommen, das besser ist als die Opfer des Gesetzes. Ihre Augen waren dafür geöffnet worden, ,erleuchtet' ! Und nun wiesen sie durch ihre Rückkehr zum jüdischen Opfersystem dieses Opfer Jesu zurück, zeigten durch ihre Handlungsweise, daß ihnen sein Opfer nicht genügte, nicht ausreichend erschien. Sagte nun Paulus, daß Gott ihnen diese Sünde nicht mehr vergeben könne? Der Text besagt, daß ,für Sünden kein Opfer mehr übrig' bleibt! Wie ist das zu verstehen? Nun, das Opfer Jesu, das vor Gott gilt, weisen sie zurück! Also bleibt kein Schlachtopfer für sie mehr übrig, denn ein anderes Opfer vor Gott gibt es nicht! Sie hatten erkannt, daß alle jüdischen Opfer nur Schatten, Vorbilder waren; Christus hatte das ewig gültige Opfer erbracht; das aber wiesen sie ab. Selbst wenn sie Jesus nicht völlig leugneten, ihn mit einbanden in das jüdische System: durch ihre Rückkehr zum Alten Bund sagten sie - selbst ohne Worte -, daß ihnen Jesu Opfer nicht ausreichend erschien, daß es ergänzt werden müsse durch andere Opfer oder Werke. Gewiß war das jüdische System von Gott gewesen, mit vielem an guten Dingen. auch mit Opfcrn. Aber sie zählten nicht mehr! Wenn Menschen nun das einzige von Gott anerkannte Opfer zurückweisen oder in seiner Wirksamkeit als nicht ausreichend betrachten, als ergänzungsbedürftig durch andere oder eigene Leistungen, dann bleibt für sie kein anderes Schlachtopfer mehr übrig, denn ein anderes gibt es nicht. Dann stehen sie - jeder, der dies tut, auch Du und ich ~ ungeschützt vor Gottes Zorn, wie Vers 27 sagt. Daß die hier gegebene Erklärung zutrifft, wird auch bestätigt durch das Wort in Hebräer 12:25. ,Sehet zu, daß ihr den nicht abweiset, der da redet!' Es geht also bei der freiwilligen Sünde um die Abweisung des Mittlers des Neuen Bundes, Jesu!
Darum erklärt Paulus noch einmal ganz deutlich in den Versen 28-29 im Einzelnen, was dieses willentliche Sündigen, das in der Ablehnung des einzig gültigen und völlig umfassenden Opfer Jesu besteht, beinhaltet; er nennt drei grundlegende Dinge, die hier abliefen, vielleicht ohne daß sie allen so recht bewußt wurden:
1. man tritt den Sohn Gottes mit Füßen, und das freiwillig! Man stolpert nicht über ihn oder stößt sich an ihm. sondern man tritt ihn freiwillig. Wieso? Diese Menschen erklärten durch ihre Handlungsweise, daß sie Jesu Ansprüche, der Menschensohn zu sein, der Erlöser, seine Göttlichkeit usw. nicht anerkennen; sie bejahen dadurch - wenn auch vielleicht unbewußt - die Verurteilung Jesu, damit auch seine Foltern, durch die Juden, denn wenn Jesu Aussagen nicht zutrafen, war seine Verurteilung gerechtfertigt;
2. sie erklären das Blut Jesu für gemein, das Blut des Bundes für alltäglich! Was bedeutet das? Mein und Dein Blut sind alltäglich, in diesem Sinn gemein; aber nicht Jesu Blut, das Blut des Gerechten und Sündenlosen, von Gott Gesandten. Er bezahlte damit die Sünden der ganzen Welt. Wäre er nicht Gottes Sohn, dann wäre sein Blut gewöhnlich, gemein, auch sein Bund wäre wertlos. Wenn man - auch unter Druck – zu den Opfern des Judaismus zurückkehrt oder auch zu Opfern anderer Art in Form eigener Leistungen, die zu Rettung unerläßlich wären, dann verleugnet man das Opfer Jesu gänzlich oder in seiner vollen Wirksamkeit. Man leugnet seinen vollen Wert. Es gibt aber kein anderes Opfer, auch kein ,Teilopfer Jesu', das ergänzt werden müßte oder könnte;
3. sie schmähen den Geist der Gnade, den Heiligen Geist! Bestimmt würde jeder Christ eine solche Beschuldigung sofort zurückweisen, aber sie trifft tatsächlich zu. In dieser Stelle wird der Heilige Geist ,Geist der Gnade' genannt, weil hier Nachdruck darauf gelegt wird, daß die Rettung von Gott ausschließlich durch das Opfer Jesu, völlig und ganz aus Gnade auf Grund des Glaubens an das Blut Jesu kommt. Im Judaismus und bei anderen Gemeinschaften versucht man, Rettung durch Leistung, durch Werke zu erlangen; man lehrt, man müßte zu seiner Rettung Anstrengungen in Form von Werken erbringen. Die sollen jemanden zur Rettung qualifizieren, Werke, vielleicht sogar mit Hilfe Gottes, aber es sind eigene, menschliche Werke durch die man sich die Rettung ,verdient' oder ,sichert'. So aber schmähst du den Geist der Gnade!
Wir weisen Gottes Gnade, seinen Geist der Gnade, das Schlachtopfer Jesu nicht zurück! Wir wollen nicht in der Sünde wandeln, sind uns aber der Sündhaftigkeit bewußt; doch Dank der Gnade Gottes haben wir einen Hohenpriester für unsere Sünden (Hebr. 8:1). Wir können bereuen wenn wir glauben; wer nicht an den Sohn glaubt, kann auch nicht im christlichen Sinn bereuen. Die Grundlage der Rettung ist der Glaube an Gottes freie Gnade, an den Sohn. Auch die oft erwähnte Wiedergeburt, nach Johannes 3, hängt von Gottes freiere Gnade und vom Glauben ab. Es heißt: "...wer an mich glaubt, h a t ewiges Leben...wer an mich glaubt, wird leben...jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren...wer den Sohn hat, hat das Leben...wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt".
(Joh. 6:47; 11:25; 1. Joh. 5:1+10-12; Kol. 1:21-23).
Daher, Werke sind nicht Bedingung oder Voraussetzung zur Rettung, sondern Ergebnis und ihr Beweis, so daß der Ruhm und der Preis allein Gottes sind (1. Kor. 1:29 – 2:2)
Aber wirst du immer Glaubender bleiben? Paulus war in Sorge um seine judenchristlichen Brüder, darum forderte er sie dringend auf, am Glauben an den Sohn Gottes, den Erlöser, unseren Hohenpriester, ja am Bekenntnis zu ihm festzuhalten (Hebr. 4:14-16; 10:23). Mit ihm und durch ihn dürfen wir hintreten vor den Thron der Gnade, ohne Furcht, weil Gottes Liebe unsere Furcht besiegt hat!
E. F.
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