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Ist Jesus der „Hauptvermittler“?
in Aufsätze von E.F. 01.05.2019 22:49von Ga-chen • 343 Beiträge
Ist Jesus der „Hauptvermittler“?
Schon geraume Zeit beschäftigte mich die Frage, warum wohl die Herausgeber der von der Wachtturm-Gesellschaft verbreiteten „Neuen-Welt-Übersetzung“ Christus in mehreren Textstellen als „Hauptvermittler“ bezeichnen. So wird er zum Beispiel in dem bekannten Text aus Hebräer 12:2 genannt: „während wir unseren Blick auf den Hauptvermittler und Vervollkommner unseres Glaubens, Jesus, gerichtet halten“. Der Ausdruck erscheint dann noch in Apostelgeschichte 3:15 und 5:31 sowie in Hebräer 2:10.
Andere Übersetzung gebrauchen an diesen Stellen die Worte Anfänger, Urheber, Führer, Anführer oder auch Fürst. Was mag also der Grund für den Gebrauch des Begriffes „Hauptvermittler“ sein, zumal doch in 1.Timotheus 2:5 Jesus als der eine Mittler, ja als der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen kundgetan wird. An dieser Stelle sagt das übrigens auch die Neue-Welt-Übersetzung. Doch warum spricht sie an den o.a. Stellen von Jesus als dem Hauptvermittler?
Wenn ich mir andere Begriffe vor Augen führe, die mit der Silbe „Haupt-“ verbunden sind, dann ist eine Sache auffallend; einige Beispiele!
Spreche ich von einer Hauptstadt, dann deshalb, weil es „Nebenstädte“ gibt; spricht man von einer Hauptsache, dann gibt es Nebensachen; kennt man einen Hauptbahnhof, dann gibt oder gab es andere, gleichsam „Nebenbahnhöfe“; hat eine Firma einen Hauptlieferanten, dann hat sie auch Nebenlieferanten Und man könnte weitere Begriffe anführen wie Hauptamt, Hauptaltar, Hauptbeschäftigung, Hauptbestandteil, Hauptgewinn, Hauptmieter, Hauptreisezeit, Hauptrolle, Hauptthema, Hauptverantwortung, Hauptzeuge und viele andere mehr.
Allen gemeinsam ist, dass dann, wenn von einem Begriff oder einer Sache als „Haupt-“‚ gesprochen wird, immer der Gedanke eingeschlossen ist, dass es entsprechend davon auch „Neben-“ Dinge gibt. Sonst wäre der Gebrauch des entsprechenden Worts widersinnig oder unsinnig, sinnlos. Sollte also bei der Verwendung des Wortes „Hauptvermittler“ der Gedanke an eine Art von „Nebenvermittler“ mitschwingen?
In diesem Zusammenhang war das von Edmond C. Gruss, ehemaliger Professor am Master’s College in Santa Clarita, Kalifornien, im Jahre 2003 in Englisch veröffentliche Buch „Die vier Präsidenten der Wachtturm-Gesellschaft“ aufschlussreich. Im Anhang C dieses Buches berichtet und unterrichtet der Autor über eine lange Jahre von der Organisation vertretene Lehre, die sogenannte Mystery Doctrine, zu deutsch etwa „die Lehre des Geheimnisses“.
Die Lehre vom Geheimnis
Was war diese Lehre von einem Geheimnis, die schon C.T. Russell vertreten hatte? Sie besagte: der Christus besteht aus Haupt und Gliedern, das heißt aus der Person Christi und seien 144.000, die dann mit ihm als Mittler dienen. Im (englischen) Wachtturm vom 15.07.1916 (Reprints S. 5928) wurde gesagt (Übersetzung von mir):
Von den Tagen Jesu an befand sich der Mittler des neuen Bundes in einem Auswahlprozess... Der Mittler selbst war in einem Entwicklungsprozess... Keine Mittlertätigkeit kann verrichtet werden, bis der Mittler aus „vielen Gliedern“ sich für das Amt qualifiziert hat. ...Der Christus, bestehend aus Kopf und Leib, bildet deshalb den Mittler für die Welt in einem potentiellen Sinn.
Im englischen Wachtturm vom 15.12.1927 war zu lesen: „Die Heiligen, die mit Christus während seiner Herrschaft Gemeinschaft haben sollen, werden in gleicher Weise „Retter“ genannt“.
In dem o.a. Buch von E. Gruss wird berichtet, dass ein Bethelmitarbeiter den damaligen Präsidenten Knorr nach der Lehre über dieses mystery, dieses Geheimnis, befragte; er wurde an den damaligen Vizepräsidenten Fred Franz verwiesen; dieser erwiderte auf die Anfrage: „Gehörst Du zu den Gesalbten?“ Das musste der Fragesteller verneinen. „Dann ist das nicht Deine Angelegenheit“ beschied ihn Fred Franz. Der Anfragende bekam keine Antwort.
Im englischen Wachtturm vom 15.11.1979 wurde hervorgehoben, dass Christus nur der Mittler für die 144.000, für die Klasse der Gesalbten, sei. Sollte man daraus schließen, dass die sogenannten anderen Schafe keines Mittlers bedürfen, oder sind, wie die Lehre von dem Geheimnis anzudeuten scheint, die 144.000 ihrerseits Mittler für die anderen gläubigen Menschen? Wird deshalb betont, dass diese „anderen“ mit den Gesalbten zusammenarbeiten, das heißt sie anerkennen und ihnen als Klasse gehorchen müssen, weil davon ihre Rettung abhängt? In dem Buch von E. Gruss werden noch zahlreiche Textstellen angeführt, die zeigen, dass zumindest in den Tagen von Russell und Rutherford eine solche Lehre bestand. Heute kann man sie allenfalls „zwischen den Zeilen“ erkennen, so etwa, wenn eben Jesus der „Hauptvermittler“ genannt wird. Jedenfalls konnte mir bisher niemand einen Grund für eine solche ungewöhnliche und auch nicht zutreffende Wiedergabe des Bibeltextes benennen.
Es ist dann auch kein Wunder, dass viele Zeugen den „Sklaven“ zwar nicht Nebenvermittler nennen, ihn aber gleichsam so ansehen und betrachten, als wäre ihre Rettung von der Einstellung zum Sklaven abhängig; in entsprechender Weise wird zwar gesagt, der Sklave sei nicht inspiriert, aber er und seine Schriften werden behandelt, als wären sie es. Die Schriften zu kritisieren grenzt an Abtrünnigkeit, eine Meinung zu vertreten, die der Sklave vielleicht später auf Grund der Fakten selbst übernehmen muss, wird bezeichnet als „Jehova vorauseilen“: Und von einem Nebenvermittler ist es nicht weit zu einem „Miterlöser“, wie ja auch viele Katholiken Maria, die Mutter Jesu, bezeichnen.
Das Feindbild der Organisation war lange Zeit und vor allem die Katholische Kirche. Man erinnert sich fast an Esau und Jakob. Große Feindschaft herrscht oft dort, wo sich Gemeinschaften strukturell sehr ähnlich sind. Jedenfalls aber würden Nebenvermittler das Opfer Jesu als Sühne für die Schuld aller Menschen, als umfassendes Lösegeld für Sünder, begrenzen, einschränken und ergänzungsbedürftig machen. Die Gnade Gottes in Christus für alle Gläubigen wird dann nicht mehr als ausreichend angesehen; sie brauchen noch Nebenvermittler, so wie manche unter den ersten Christen glaubten, neben Christus noch Teile des Gesetzes zu brauchen (Galater 5:4).
Wie gesagt: warum Hauptvermittler? Eine konkrete und aktuelle Antwort habe ich noch nirgends gefunden.
E.F.
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Liebe Grüße von Ga-chen
Der Name YHWH (von rechts n. links) in paleohebräischer Bildersprache verrät so einiges
10. י Yud 10 HAND
5. ה He 5 ERBLICKE
6. ו Vav 6 NAGEL
5. ה He 5 ERBLICKE
HAND ERBLICKE oder SIEHE, NAGEL ERBLICKE oder SIEHE; zu dtsch.: Siehe, Erblicke die Hand, erblicke den Nagel!
Der Vater und der Sohn haben denselben Namen: YHWH!
(von Theodoric)
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